Außenstehende sind immer wieder verblüfft, wenn sie hören, dass eine antike Bronzemünze leicht für weniger als 10 € zu haben ist. Besonders im Vergleich zu modernen Sammlermünzen erscheint der geringe Preis für ein antikes Geldstück geradezu grotesk, führt man sich vor Augen, welch einen historischen Schauder es zu erzeugen vermag, wenn man den Möglichkeiten nachspürt, auf welchen (Um-)wegen es in unsere Hände gekommen sein mag. Hinzu kommt, dass jede antike Münze ein absolutes, weil von Hand geprägtes und durch die Jahrtausende gewandertes, Unikum ist – was für die Produkte industrieller Prägetechnik nur äußerst bedingt gelten kann: glücklicher Antikensammler! Hier haben die Regeln des Marktes mal etwas Gutes für sich, denn es sind die verhältnismäßig geringe Zahl der Sammler und das große Angebot, die für die relativ niedrigen Preise verantwortlich sind. Allein auf den drei großen Internet-Plattformen MA-Shops, Vcoins und Ebay sind ständig etwa 200.000 antike Münzen verfügbar, größtenteils im unteren Preissegment (unter 50 €). Hinzu kommt die Tatsache, dass es bei antiken Münzen nie ausgeschlossen ist, dass plötzlich eine größere Menge eines Münztyps auftaucht, der zuvor sehr rar (und damit teuer) war. Deshalb ist es nie die Seltenheit allein, die den Preis einer antiken Münze bestimmt.
Trotz der relativen Unterbewertung antiker Münzen gibt es auch enorme Ausschläge nach oben, die zunächst ebenso unerklärlich scheinen wie der geringe Einstiegspreis. Erst in jüngerer Zeit überstiegen die Preise für antike Münzen die Millionenschwelle. Im Jahr 2008 wurde auf einer Auktion ein Sesterz des Kaisers Hadrian mit Pax-Rückseite für 2 Millionen Schweizer Franken zugeschlagen. Das bedeutet für den Käufer nach Einrechnung des Aufgeldes einen Preis von ca. 2,4 Millionen CHF (ohne evtl. anfallende Steuern). Erstaunlicherweise war diese Münze von einem nicht besonders seltenen Typ, der kurz darauf in schwächerer Qualität für wenige tausend Euro zu haben war. Das beweist, dass es zunächst einmal die ästhetische Anziehungskraft besonderer Einzelstücke in unübertroffener Qualität ist, die einen sehr hohen Preis ausmacht. Seltenheit allein ist kein Kriterium für Rekordpreise: Viele antike Münzen sind nur in einem Exemplar bekannt (sog. Unika) – und kosten dennoch nur ein paar hundert Euro. Seit dem Rekordpreis für den Hadrian-Sesterz kommt es immer wieder vor, dass eine antike Münze einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag erlöst. Griechische oder römische Münzen, die besonders selten oder besonders exquisit erhalten sind oder mit einer berühmten historischen Person in Verbindung stehen, kosten leicht mehrere Zehntausend. Kommen zwei oder drei dieser Faktoren zusammen, kann der Preis förmlich explodieren. Hinzu kommt die Tatsache, dass Rekordpreise in aller Regel bei Auktionen erzielt werden, denn hier spielen weitere irrationale Faktoren (wie männliches Konkurrenzgebaren) in die Preisbildung hinein.
Eine Chance für Sammler, die Rares und Schönes zu schätzen wissen, preislich aber auf dem Boden bleiben möchten, sind Randgebiete wie provinzialrömische, keltische, persische oder byzantinische Münzen. Dort sind solche Dinge aufgrund einer Sammlerschaft, die sich aus wenigen Connaisseurs mit meist begrenztem Budget zusammensetzt, im wahren Sinne preiswert.
Die Preise, die für antike Münzen – speziell die hochwertigen – zu zahlen sind, sind zusätzlich abhängig von der allgemeinen Wirtschaftslage. Es lässt sich beobachten, dass die Preise für Top-Münzen in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen sind, seit der amerikanischen Immobilienkrise 2008 hat dieser Trend nochmals zugenommen. Zwischen 2008 und 2016 haben sich die Preise für auf Auktionen zugeschlagene Münzen um etwa 50 % erhöht. Die Finanz- und Wirtschaftskrisen haben die Suche nach sicheren Investitionsobjekten befördert. Die Preissteigerung betraf zunächst das Topsegment, hat aber mittlerweile auch das untere Preisniveau erfasst. Die Corona-Krise hat die Preissituation abermals verschärft. Der Grund hierfür war vor allem der Zustrom neuer Sammler. Viele dieser Neusammler sind bei ihrem neuen Hobby geblieben, sodass die Preise antiker Münzen nach wie vor auf einem stabil hohen Niveau sind.
Für private Investoren ist es überaus attraktiv, einen Teil ihres Kapitals in antike Münzen zu investieren. Goldmünzen sind hierfür besonders geeignet, da sie einen hohen immateriellen Wert mit einem stützenden materiellen Wert verbinden. Bei einem durchschnittlich erhaltenen, gängigen römischen Aureus liegt der Sammlerwert bei derzeit etwa 3000 €, während der Materialwert etwa 400 € beträgt. Ein solches Goldstück von etwa 7,3 g, das die Krisen der vergangenen 2000 Jahre überstanden hat, vermittelt psychologisch eine andere Wertigkeit als die sterilen Anlagegoldmünzen à la Maple Leaf. In wirklichen Krisenzeiten wird jedoch hauptsächlich der reine Metallwert der Münze entscheidend sein – sei sie noch so schön und selten. Das günstigste Verhältnis von Metall- und Sammlerwert bieten momentan byzantinische Goldmünzen (vorwiegend Solidi) des 6. und 7. Jhs. Solche sind in der Erhaltungsstufe "sehr schön" bereits zwischen 300 und 400 € erhältlich und enthalten gut 4 g Feingold (aktuell ca. 240 €).
Solche Überlegungen können den Reiz des Sammelns antiker Münzen durchaus verstärken, denn so lassen sich – auf gediegene und kulturell anregende Art – Werte schaffen, von denen Erben vielleicht einmal profitieren. Vor allem jedoch ist es die Faszination der schön verpackten Geschichte und des Entdeckens, der das Sammeln antiker Münzen ausmacht – egal, ob es griechische Gold- oder spätantike Bronzemünzen sind.